Die Harmonie des Unmöglichen: Wenn Mensch und Statue durch KI eins werden
Eine Vision in meinem Kopf, in der sich Realität und Fantasie auf faszinierende Weise vermischen
Auf einmal ist eine künstliche Intelligenz in der Lage, atemberaubende Fotografien zu erschaffen, die schwer von echten Bildern zu unterscheiden sind.
Und zwar ohne dass ein Mensch eine Kamera in die Hand nehmen muss. Wie ist das möglich? Durch das Zusammenwirken von Algorithmen und neuronalen Netzwerken, die gelernt haben, die Essenz und Schönheit von Bildern zu erfassen. Die KI hat gelernt, das Spiel von Licht und Schatten zu verstehen, Kompositionen zu meistern und sogar Emotionen in ihren Werken einzufangen. Sie schafft Bilder, die uns verzaubern und zum Nachdenken anregen. Um mich selbst herauszufordern und die KI besser zu verstehen, überlegte ich mir spannende und unkonventionelle Bildideen und Szenarien, die sich nicht leicht oder gar unmöglich umsetzen lassen. Vor einiger Zeit habe ich künstlerische Aktaufnahmen in Verbindungen mit Statuen kreiert. Diese Vision, in der sich Realität und Fantasie miteinander vermischen ließ mich nicht mehr los. Also setze ich mich hin und versuchte die richtigen Prompts für diese Bildidee zu bauen.
Ein Prompt ist ein Text-Befehl an die Ki, dieser sollte möglichst eindeutig und umfassend sein. Man kann das Erstellen eines Bildes durch Ki mit dem Komponieren eines Musikstückes vergleichen. Die Prompts sind die Noten. Man schreibt die Noten auf ein Blatt Papier und erst wenn alle Instrumente zusammen spielen, miteinander harmonieren, perfekt aufeinander aufgebaut und abgestimmt sind entsteht ein einzigartiges Kunstwerk. Es erfordert eine präzise Abstimmung und harmonische Zusammenarbeit, um ein Meisterwerk zu erschaffen.
Die Welt der Künstlichen Intelligenz eröffnet uns ein schillerndes Kaleidoskop an Möglichkeiten und stellt uns vor tiefgründige Fragen über unsere eigene Existenz und unseren Platz in dieser sich wandelnden Realität. Sind wir bereit, unsere kreativen Prozesse mit Künstlicher Intelligenz zu teilen und den Raum für die Schöpfung zu erweitern? Oder werden wir Zeugen eines Verlustes, einer Verschiebung in der menschlichen Identität?
Es gibt eine schier endlose Vielfalt von Beispielen, die uns tagtäglich umgeben - von intelligenten Sprachassistenten, die unsere Fragen beantworten, bis hin zu personalisierten Empfehlungssystemen, die unsere Vorlieben verstehen und uns passgenaue Inhalte liefern. Doch KI geht weit über diese alltäglichen Anwendungen hinaus. Sie dringt in die tiefsten Ecken unserer Kreativität vor und verändert sogar die Grundlagen der Fotografie - sowas hätte vor ein paar Jahren niemand gedacht.
Künstliche Intelligenz in Photoshop & Lightroom
Die Ki hat auch revolutionäre Auswirkungen in professionellen Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop und Lightroom. Hier werden Algorithmen eingesetzt, um unerwünschte Elemente aus unseren Fotos zu entfernen, um Objekte auf intelligente Weise an jede gewünschte Stelle im Bild zu addieren, den Himmel auszutauschen oder verpixelte Bilder zu verfeinern. Die KI hat einen Quantensprung in der Bildmanipulation gemacht und ermöglicht uns neue Horizonte der Kreativität. Doch während wir die Grenzen der technologischen Möglichkeiten erweitern, stellt sich auch die Frage nach den ethischen Aspekten und den Auswirkungen auf die menschliche Kreativität.
Um solche Ergebnisse zu erhalten, ist stundenlanges Ausprobieren nötig, man kreiert immer wieder neue Kombinationen von Prompts aus. Man muss viele Variationen von den Text-Eingaben machen und zum Schluss wählt man die besten Bilder aus.
Bei dem ein oder anderen Bild war es nötig manuell mit Photoshop störende Elemente zu entfernen, um es meinen Vorstellungen anzupassen. Die Serie bedeutet mir persönlich viel und die Bilder berühren mich, denn sie sind nicht nur unglaublich ästhetisch, sondern lassen dem Betrachter sehr viel Raum zur Interpretation seiner eigenen Gedanken und Geschichten. Ich bin immer wieder begeistert, von diesen unglaublich ausdrucksstarken, ästhetischen Kunstwerken. Die Ki hat meine Vorstellungen übertroffen und die perfekte Verbindung von Mensch und Materie auf einer faszinierenden Ebene ge-schaffen, in der sich Ausdruck und Stille miteinander vereinen. Durch die KI wird das Unbelebte zum Leben erweckt, und in dieser Symbiose offenbart sich eine geheimnisvolle Schönheit, die uns zum Nachdenken anregt und unsere Wahrnehmung von Kunst und Existenz erweitert.
Eine faszinierende Metapher
Die ikonische Darstellung "Die Erschaffung Adams" von Michelangelo kann als faszinierende Metapher für die Beziehung zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz betrachtet werden. Die ausgestreckten Hände sind Hinweis auf die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen menschlicher Kreativität und den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz.
Ähnlich wie Gott Adam das Leben einhaucht, haben wir etwas erschaffen, dass uns Menschen im Gegenzug neue Erkenntnisse, Inspiration und technologischen Fortschritt bringt. Und trotzdem besteht eine Lücke zwischen den Händen, die darauf hinweist, dass trotz der engeren Zusammenarbeit zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz immer noch ein gewisser Abstand oder Unterschied besteht, da die menschliche Kreativität und Empfindungsfähigkeit einzigartig sind. Meine Begeisterung über die neuen Möglichkeiten der Bildgestaltung durch Künstliche Intelligenz ist groß. Die Ergebnisse, die sie hervorbringt, sind vielversprechend und eröffnen ein weites Feld an kreativen Möglichkeiten. Es erfordert jedoch Offenheit, Lernbereitschaft und kontinuierliche Weiterentwicklung, um sich den Veränderungen anzupassen und sie für sich zu nutzen.
Es werden sicher bestimmte Bereiche der Fotografie nach und nach abgelöst, doch ist das nichts Neues wenn es eine neue Technologie gibt. Das kennen wir schon von der Einführung der Digitalen Fotografie. Die Künstliche Intelligenz eröffnet uns neue Horizonte und erweitert unsere Perspektive. Es liegt an uns, diese Chance zu ergreifen und die Möglichkeiten, die sie bietet, zu erkunden. Die Ki ist für mich nicht nur ein Mittel, um außergewöhnliche Bilder zu erschaffen, sondern auch eine Quelle der Inspiration und eine Erweiterung meiner fotografischen Möglichkeiten.
Egal ob freies Projekt oder Kundenauftrag, dank Ki gibt habe ich ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.
Sie fordert uns auf, unseren Horizont zu erweitern und das Unbekannte zu erkunden. Indem wir uns auf diese Reise einlassen, können wir unsre kreative Vision schärfen und unser Verständnis von Kunst und Fotografie vertiefen. Ein Verlust an menschlicher Identität verspüre ich dadurch nicht, eher eine Erweiterung meiner Fähigkeiten.
Artikel von Kim Pottkämper für das Sigma Magazin, Veröffentlichung: Oktober 2023








